«Viele Frauen machen einen Schritt zurück, sobald der Druck steigt»
Der Verein «vonIris» will Frauen eine Möglichkeit zur Vernetzung und Weiterbildung bieten. Die Vereinspräsidentin sagt, wie.
Orfa Schweizer, Walliser Bote 14.03.2024
«Die Einflussnahme von Frauen in Wirtschaft und Politik erhöhen» – so formuliert der frisch gegründete Verein «von Iris» seinen vordergründigen Zweck. Dies vor dem Hintergrund, dass Wirtschaft und Politik nach wie vor männerdominierte Bereiche sind. Darum sollen der Verein und die damit entstehende Plattform und das Netzwerk dies ändern. Am Mittwochabend fand die Gründungsversammlung statt, 65 Anmeldungen für die Versammlung erfolgten im Vorfeld.
Marceline Gemmet ist Präsidentin des Vereins «vonIris». Sie ist Unternehmerin und Grossratssuppleantin. «Viele Frauen machen einen Schritt zurück, sobald der Druck oder das Engagement erhöht wird. Obwohl sie durchaus kompetent in ihren Bereichen sind. Aber sie unterschätzen sich häufig.» Zudem könne es mitunter gerade für berufstätige Mütter schwierig sein, wenn keine alternative Betreuungsform vorhanden sei. Denn ein Engagement in hohen politischen oder wirtschaftlichen Positionen erfordert neben vielem anderen auch einen entsprechenden Zeitaufwand.
Vom RWO‑Projekt zum Verein
«vonIris» entstand 2021 als Projekt von verschiedenen Organisationen aus dem Oberwallis unter der Federführung des Regionsund Wirtschaftszentrums Oberwallis RWO. Das erklärte Projektziel war die «Vervielfältigung von Themen, Perspektiven, Umgangsund Zusammenarbeitsformen und damit eine Bereicherung der Regionalentwicklung». Das Projekt endete 2023. Doch viele am Projekt beteiligte Personen wollten, dass vonIris weitergeht. Dementsprechend wurde der Verein am Mittwoch offiziell gegründet.
Fortan wolle man pro Jahr mindestens zwei Vernetzungsanlässe anbieten, sagt Marceline Gemmet. Dabei können die Mitglieder Vorträge und Weiterbildungen zu Themen besuchen, die für sie relevant seien, so Gemmet. Die Mitglieder können entsprechend auch Wünsche äussern. Die ersten Veranstaltungen beinhalten das Referat: «Mein Einstieg in die Politik» von Brigitte Hauser-Süess und den Vortrag darüber, wie man selbstbewusst auftritt: «Tipps und Tricks für die Bühnen deines Lebens» von Priska Dellberg.
Man unterstütze die Vernetzung der Mitglieder. Durch den Austausch knüpfe und pflege man Kontakte, die schliesslich auch im Berufsleben oder im privaten Alltag bereichernd sein können, sagt Gemmet. «Wir beschäftigen uns nicht mit sogenannten Frauenthemen. Es wird also nicht etwa ein Schminkoder Kochkurs bei uns angeboten. Wir bieten Veranstaltungen zu Themen wie IT-Sicherheit oder Politik an», sagt Marceline Gemmet. In diesem Jahr, einem Wahljahr, steht entsprechend die Politlandschaft etwas im Vordergrund der Vereinsthemen.
Vorstandshintergrund prägt Programm
Das dürfte auch teilweise mit der Präsidentin zusammenhängen, die selbst politisch aktiv ist. Diese Prägung solle durchaus so sein, sagt Marceline Gemmet. Denn innerhalb des Vorstands findet jährlich eine Rotation statt. Jedes Vorstandsmitglied durchlaufe einmal alle Positionen, angefangen bei der Aktuarin bis hin zur Präsidentin. Durch die jährlich wechselnde Präsidentin sollten das Programm und die Schwerpunkte des Vereinsjahres auch vielfältig geprägt werden. Eine Politikerin etwa setze vermutlich andere Schwerpunkte als eine Person, die in einem kreativen Beruf tätig sei.
Die Amtsdauer der Vorstandsmitglieder beträgt fünf Jahre. Eine lange Zeit, in manchen Augen. Aber: «Auch das hat mit dem Engagement zu tun, das wir unterstützen möchten. Eine Legislatur dauert schliesslich auch vier Jahre», sagt Gemmet schmunzelnd.
Mitglied im Verein können alle werden, so Gemmet. Vor allem werden Frauen angesprochen, aber auch Männer oder Kollektivmitglieder seien herzlich willkommen. Es sei wünschenswert, dass die Mitglieder so vielfältig wie möglich seien – aus allen Altersgruppen und aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Ausbildungen und Hintergründen. Davon profitiere nicht zuletzt der Austausch.
Ein grosser Bestandteil des ursprünglichen «vonIris»-Projekts war das Mentoringprogramm. Eine Person, die sich in einem bestimmten Thema weiterbilden wollte, wurde einer Mentorin zugewiesen, die über dieses Thema Bescheid weiss. Die Tandems trafen sich regelmässig zum Austausch und konnten sich Kompetenzen aneignen. Und das Projekt sei auf grosses Interesse gestossen, sagt Marceline Gemmet.
Doch vorübergehend wird beimMentoringprogramm eine Pause eingelegt. Es gelte zunächst, sagt Gemmet, den Verein aufzubauen und die ersten Veranstaltungen durchzuführen. In Zukunft sei es aber das Ziel, auch dieses Programm wieder einzuführen.